Berufliche Freiheit

Mehr als vier Mil­lio­nen Men­schen arbei­ten als Selbst­stän­dige. Auch viele Stu­den­ten fassen so Fuß im Berufsleben.

Ob man für die Selbst­stän­dig­keit der rich­tige Typ ist, hängt nicht vom Geld­beu­tel ab. Selb­stän­dige sind ten­den­zi­ell krea­ti­ver und ori­gi­nel­ler, kom­mu­ni­ka­ti­ver, aber auch „emo­tio­nal sta­bi­ler und gleich­zei­tig risi­ko­be­rei­ter“. Das zeigt eine Studie, in der das Deut­sche Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung Berlin und das For­schungs­in­sti­tut zur Zukunft der Arbeit den Per­sön­lich­keits­merk­ma­len von Selbst­stän­di­gen nach­gin­gen. Die Studie bestä­tigt, dass „sehr risi­ko­scheue oder sehr risi­ko­freu­dige Selb­stän­dige ihre Selb­stän­dig­keit eher wieder auf­ge­ben als Unter­neh­mer mit einer mitt­le­ren Risi­ko­ein­stel­lung.“ Aus­gangs­punkt für eine Selbst­stän­dig­keit ist der Glaube an sich selbst und sein Tun. Selbst­stän­dige und Grün­der glau­ben, dass ihre „unter­neh­me­ri­schen Ergeb­nisse ihrer eige­nen Kon­trolle unter­lie­gen.“ Jeder muss selbst ein­schät­zen, wie viel Kraft er in die Arbeit ste­cken möchte – aber er kann auch allein ernten, was er gesät hat.

Idee

Jede Grün­dung beginnt mit einer Idee. Laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt gibt es mehr als 4,4 Mil­lio­nen Selbst­stän­dige in Deutsch­land. Um gegen diese Kon­kur­renz zu bestehen, sollte man das Beson­dere benen­nen können, das einen Beruf­li­che Frei­heit Mit dem „Sof­a­tu­tor“ hat HU-Stu­dent Ste­phan Bayer ein erfolg­rei­ches Unter­neh­men gegrün­det. Mehr als vier Mil­lio­nen Men­schen arbei­ten als Selbst­stän­dige. Auch viele Stu­den­ten fassen so Fuß im Berufs­le­ben. Mit Mut und Ideen Mit seinem Sofatutor.de-Team ver­än­dert Ste­phan Mayer (Mitte), wie man lernt. von exis­tie­ren­den Unter­neh­mern unter­schei­det. Nicht nur für ein Bank­ge­spräch muss man sein Allein­stel­lungs­merk­mal defi­nie­ren. Was macht mein Pro­dukt, meine Leis­tung ein­zig­ar­tig und emp­feh­lens­wert? Was kann ich? Was sind meine Fähig­kei­ten, und wo liegen meine Inter­es­sen? Wo liegen meine Prio­ri­tä­ten: Selbst­ver­wirk­li­chung oder Geld? Man kann das Hobby zum Beruf machen und sich als Sänger, Tänzer oder mit einem klei­nen Cate­ring­be­trieb ver­su­chen. Wer das Stu­dium als Basis nimmt, kann selbst­stän­dige Kul­tur­wis­sen­schaft­le­rin werden oder Informa tions broker. Für eine erste Ori­en­tie­rung gibt es Bera­tun­gen bei den Uni- Care­er­cen­tern. Detail­lierte Infor­ma­tio­nen geben Bera­tungs­stel­len für Existenzgründer.

Freiberufler oder Gewerbe?

Eine erste Ent­schei­dung ist, ob man frei­be­ruf­lich tätig sein möchte. Die Finanz­äm­ter haben defi­niert, welche Berufe ohne Gewer­be­an­mel­dung arbei­ten dürfen: näm­lich jene, bei denen es auf die Person ankommt. Wäh­rend jeder etwas von A nach B lie­fern kann, ist bei Design, Archi­tek­tur und Jour­na­lis­ten die Per­sön­lich­keit wich­tig. Letz­tere dürfen frei­be­ruf­lich arbei­ten, brau­chen also kein Gewerbe anzu­mel­den (dürfen es aber), ers­tere müssen es. Der nächste Schritt ist die Namens­ge­bung. Der Namen des Unter­neh­mens sollte die eigene Iden­ti­tät wider­spie­geln, aber nicht zu ori­gi­nell sein, um Kunden nicht unnö­tig zu irri­tie­ren. Vom Finanz­amt erhält man eine Steu­er­num­mer, die auf allen Schrei­ben mit finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen (Rech­nun­gen, Auf­trags­be­stä­ti­gun­gen, Mah­nun­gen) anzu­ge­ben ist. Für die Gewer­be­an­mel­dung geht man zum nächs­ten Amt. Sinn­voll ist auch ein Busi­ness­plan. Für Kre­dit­an­träge ist er das K.O.-Kriterium. Außer­dem hilft er einem selbst dabei, sich über sein Unter­neh­men und die Ziele klar­zu­wer­den. Damit erhält man ein gutes Werk­zeug und einen guten Zeit­plan für die ersten Jahre.

Die Finanzen

Jede Grün­dung steht und fällt mit der Finan­zie­rung. Wer noch stu­diert und Bafög bekommt, muss die Grenz­be­träge (ca. 4.800 Euro pro Bewil­li­gungs­jahr) im Blick haben. Dar­über hinaus ver­liert man auch den Anspruch auf Kin­der­geld. Für Stu­den­ten gilt die 80-Stun­den-pro-Monat- Regel. Wer mehr Zeit mit Arbei­ten als mit Stu­die­ren ver­bringt, ver­liert seinen Anspruch auf die güns­ti­gen Ver­si­che­run­gen. Kran­ken­kas­sen und Kin­der­geld­kasse können auch rück­wir­kend höhere Bei­träge ein­for­dern bzw. aus­ge­zahl­tes Kin­der­geld zurück­for­dern. Bevor bei der Steu­er­erklä­rung das böse Erwa­chen kommt, sollte man sich gut bera­ten lassen. Für Frei­be­ruf­ler in krea­ti­ven Berei­chen bietet die Künst­ler­so­zi­al­kasse güns­tige Tarife für die wich­ti­gen Ver­si­che­run­gen. Stu­den­ten haben zwar schlechte Kre­dit­chan­cen, sie pro­fi­tie­ren aller­dings von den nied­ri­gen Ver­si­che­rungs- und Lebens­hal­tungs­kos­ten und können sich so als Teil­zeit-Selbst­stän­dige aus­pro­bie­ren. Gra­fi­ker, Jour­na­lis­ten oder Web­de­si­gner haben es recht ein­fach, denn sie benö­ti­gen kaum teure Aus­stat­tung. Aber man braucht legale Soft­ware­li­zen­zen; manche güns tige Stu­den­ten­li­zenz schließt die kom­mer­zi­elle Nut­zung aus – das kann teuer werden. Man will und muss von der Arbeit auch leben. Für den eige­nen Wert rech­net man zusam­men, was man in den nächs­ten fünf Jahren zum Leben benö­tigt und an Aus­ga­ben für not­wen­dig hält. Dann ver­dop­pelt man die Zahl, denn viel Zeit wird man mit Dingen vertun, die nicht direkt Geld ein­brin­gen: Kun­den­ge­win­nung, Buch­hal­tung, Wer­bung in eige­ner Sache, Vor- oder Nach­be­rei­tun­gen für einen Auf­trag. Als Anfän­ger kann man zwar unter markt­üb­li­chen Prei­sen blei­ben, aber man muss sie kennen und sollte sie spä­tes­tens nach zwei Jahren eben­falls verlangen.

Der Start

Offi­zi­el­ler Start ist ent­we­der die Ein­wei­hung der Räum­lich­kei­ten mit dem Pro­secco in der Hand oder das Online-Gehen der eige­nen Web­seite. Hat man bereits poten­zi­elle Kunden, lädt man diese natür­lich zur Feier ein. Die Dar­stel­lung im Web, das eigene Logo und die Flyer oder Visi­ten­kar­ten soll­ten nicht fehlen. In den ersten Mona­ten und Jahren sollte man immer wieder kri­tisch hin­ter­fra­gen, ob sich die Selbst­stän­dig­keit lohnt. Man kann den Busi­ness­plan regel­mä­ßig aktua­li­sie­ren und den Ist-Zustand mit seinen Plänen ver­glei­chen. Min­des­tens einmal pro Quar­tal sollte man prüfen, was ver­bes­se­rungs­wür­dig ist, welche Berei­che gut oder schlecht laufen oder ob man sogar in die Pleite schlit­tert. Dann gilt es, recht­zei­tig die Bremse zu ziehen – min­des­tens von den Erfah­run­gen wird man auf jeden Fall noch lange profitieren.

Hilfe für Gründer

Freie Uni: www.fu-berlin.de/ wirtschaft/profund

Hum­boldt-Uni: www.careercenter.hu-berlin.de

Tech­ni­sche Uni: www.gruendung.tu-berlin.de

www.arbeitsagentur.de

www.existenzgruender.de

www.lok-berlin.de

www.exist.de

www.humboldt-innovation.de

Buch­tipps: Klaus Balzer: Exis­tenz­grün­dung nach dem Studium

WISO: Exis­tenz­grün­dung

Sandra Bon­ne­meier: Pra­xis­rat­ge­ber Existenzgründung

Über Christiane Kürschner (89 Artikel)
2004 bis 2010 Studium (Philosophie, Deutsche Philologie, AVL) an der FU, HU und Uni Bern. 2007 bis 2010 Fachjournalistikstudium. PR-Volontariat bis Juni 2011. Seit Juli 2011 freie Autorin und Texterin. Ihre Leidenschaften: Bücher, Fotografie und Essen- und in allem viel Farben. www.frollein-wortstark.de
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