Finanzlabyrinth Bafög

“Kriegst du auch Bafög, Flo?”, fragt mich Chris wäh­rend der Ein­füh­rungs­ver­an­stal­tun­gen für die Erst­se­mes­ter. “Hab ich noch nicht bean­tragt, ich denke schon.?” Er gab mir den Tipp mich zu beei­len. Eigent­lich wäre es schon vor Mona­ten Zeit gewe­sen, zumin­dest das Form­blatt eins. Für die Bewil­li­gung gilt das Datum des Haupt­an­trags, die ganzen Anla­gen kann man dann nachreichen.

Mein erster Weg führte mich zur stu­den­ti­schen Bafög-Bera­tung. Bafög liegt zwi­schen Sti­pen­dien und Stu­di­en­kre­dit: Von dem erhal­te­nen Betrag muss ich später die Hälfte zurück­zah­len. Bis zu 585 Euro monat­lich kann ich erhal­ten. Wie­viel ich vom Bafög-Amt tat­säch­lich bekomme, hängt vom Ein­kom­men meiner Eltern ab die müssen dafür jeweils eine Anlage aus­fül­len. Ich stelle mich darauf ein, dass es selbst mit allen Unter­la­gen einige Wochen oder gar zwei drei Monate dauert, bis ich end­lich meinen Bescheid und das Geld bekomme aber dann rück­wir­kend zum Semesteranfang. 

 

Dies­mal begibt sich Flo auf die große büro­kra­ti­sche Reise mit dem Ziel Bafög. Illus­tra­tion: Markus Blatz

“Wie sieht?’s denn mit deinem Neben­job aus, Flo??”, fragt meine Mutter, wäh­rend sie sich durch ihre Unter­la­gen wühlt. “Ich darf bis zu 4.206,62 Euro pro Jahr dazu­ver­die­nen.?” Es gibt Momente, in denen ich über meine Merk­fä­hig­keit für absurde Fakten selbst staune. “Das sind etwa 350 Euro pro Monat.?” Ich werde auf­pas­sen, nicht mehr zu ver­die­nen, denn jeder Euro mehr wird mit dem Bafög ver­rech­net — bedeu­tet weni­ger Geld vom Staat. Um mein Wissen zu demons­trie­ren, ergänze ich: “Bei der Berech­nung wird auch berück­sich­tigt, dass ich nicht mehr bei euch wohne.?” Grin­send füge ich noch hinzu: “Nur schade, dass ich keine Geschwis­ter habe, die stu­die­ren das würde auch berück­sich­tigt werden.?” Meine Mutter merkt, dass ich mich auskenne. 

Eigent­lich hasse ich Behör­den­gänge. Auf dem Bafög-Amt treffe ich auf Chris, “ich muss denen nur schnell mit­tei­len, dass ich umge­zo­gen bin.?” Stimmt, darauf hatte mich die Bera­tung hin­ge­wie­sen: Nahezu jede Ände­rung der Lebens‑, Ein­kom­mens- und Stu­di­en­ver­hält­nisse muss ich dem Bafög-Amt melden. Ab dem fünf­ten Semes­ter muss ich auch noch bewei­sen, dass ich die ganze Zeit stu­diert habe. Bean­trage ich Praxis- bzw. Urlaubs­se­mes­ter, ändert sich das mit dem Bafög noch mal. 

Ab jetzt muss ich jedes Jahr meinen Antrag erneu­ern. Chris emp­fahl mir, ein­fach Kopien von allen aus­ge­füll­ten For­mu­la­ren auf­zu­he­ben, dann bräuchte ich das meiste nur abzu­schrei­ben. Chris warnte mich auch, einmal aus Versehen?g fal­sche Anga­ben zu machen ihm hatte das einmal eine saf­tige Rück­zah­lung und pein­li­ches Bet­teln bei den Eltern eingebrockt.Ab jetzt muss ich jedes Jahr meinen Antrag erneu­ern. Chris emp­fahl mir, ein­fach Kopien von allen aus­ge­füll­ten For­mu­la­ren auf­zu­he­ben, dann bräuchte ich das meiste nur abzu­schrei­ben. Chris warnte mich auch, einmal “aus Ver­se­hen?” fal­sche Anga­ben zu machen — ihm hatte das einmal eine saf­tige Rück­zah­lung und pein­li­ches Bet­teln bei den Eltern eingebrockt. 

Ich blicke opti­mis­tisch in die Zukunft. Dem Staat sei Dank benö­tige ich nur einen klei­nen Neben­job, sodass ich mich auf das Stu­die­ren kon­zen­trie­ren kann. Die Rück­zah­lung des zins­lo­sen Dar­le­hens, die vier­ein­halb Jahre nach dem Ende der För­de­rung fällig wird, macht mir noch keine Sorgen. Die maxi­male Rück­zah­lung nach dem neuen För­de­rungs­ge­setz beträgt höchs­tens 10.000 Euro. Alles in allem bin ich ganz schön dank­bar, dass der Bund dieses Halb­ge­schenk in mich investiert. 

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