RoboCup-WM — Seriöse Spiele

Das Robo­ter-Fuß­ball­team der Ber­li­ner FU ist Vize­meis­ter bei der Robo­Cup-WM 2009.

Ein grünes Spiel­feld, mit­fie­bernde Fans und dyna­mi­sche Spiele mit aller­lei unvor­her­ge­se­he­nen Wen­dun­gen – was sich anhört wie ein ganz nor­ma­les Match, unter­schei­det sich zumin­dest durch die Spie­ler vom gewöhn­li­chen Fuß­ball: Es sind Huma­no­ide, also men­schen­ähn­li­che Roboter.

Im Juli fand zum 14. Mal die Robo­Cup-Welt­meis­ter­schaft statt, dies­mal im öster­rei­chi­schen Graz. Das Team der Ber­li­ner FU, die FUm­a­no­ids, waren zum drit­ten Mal in der Kid Size Liga dabei, das heißt, die ein­ge­setz­ten Robo­ter dürfen nicht größer als 60 Zen­ti­me­ter sein. Das Team der FU trat in der Kom­bi­na­tion „drei gegen drei“ an; hinter den Robo­tern stand jedoch ein Team aus etwa 15 Stu­die­ren­den und Dok­to­ran­den. Betreut wird das Pro­jekt von Prof. Dr. Raúl Rojas und seinem Dok­to­ran­den Hamid Mobal­legh. Ver­bes­se­run­gen an den Pro­gram­men und an der Spiel­stra­te­gie sind haupt­säch­lich Ergeb­nisse von Diplom- oder Bache­lor­ar­bei­ten der betei­lig­ten Studierenden.

Vom FIFA-Regelwerk abgeschaut

„Die Robo­ter agie­ren auf einem sechs mal vier Meter großen grünen Tep­pich, auf dem mit weißem Iso­lier­band Feld­li­nien mar­kiert sind. An diesen ori­en­tie­ren sich die in den Robo­tern ange­brach­ten Kame­ras“, erklärt Mobal­legh. „Die Spiel­re­geln sind denen der FIFA sehr ähn­lich. Unsere Föde­ra­tion heißt aller­dings FIRA, Fede­ra­tion of Inter­na­tio­nal Robot-Soccer Asso­cia­tion. Das Tech­ni­cal Com­mit­tee legt die Regeln jähr­lich neu fest. So werden die Anfor­de­run­gen immer höher, und wir haben wieder zu tüfteln.“

Nor­ma­les „Trai­ning“ gibt es bei den FUm­a­no­ids nicht, viel­mehr ver­schie­dene Arbeits­pha­sen. Im Win­ter­se­mes­ter ist Brain­stor­ming ange­sagt, die Stu­die­ren­den ana­ly­sie­ren die letzte WM und brin­gen ihre Anre­gun­gen ein. Zum Früh­jahr hin werden die Ideen dann zusam­men­ge­bracht, es geht ans Neu­pro­gram­mie­ren und Feh­ler­su­chen. Letz­te­res ist bei Huma­no­iden beson­ders schwer: „Es kann pas­sie­ren, dass ein Robo­ter den glei­chen Fehler nur ein ein­zi­ges Mal macht“, so Mobal­legh. Das erschwert dessen Behe­bung natür­lich unge­mein. Im April begin­nen dann die ersten Tur­niere. Die FUm­a­no­ids spie­len bei­spiels­weise bei den German- oder Iran-Open, bis dann im Sommer die nächste WM, 2010 in Sin­ga­pur, stattfindet.

Die Spiele selbst bestehen aus zwei Halb­zei­ten à zehn Minu­ten. Wäh­rend dieser Zeit darf kein Mensch das Spiel­feld betre­ten – die Bewe­gun­gen und Reak­tio­nen sind den Robo­tern schon vorher ein­pro­gram­miert worden. „Die mensch­li­chen Team­mit­glie­der stehen dann am Spiel­feld­rand und fie­bern mit oder ärgern sich gegen­sei­tig, wenn ein Robo­ter nicht so reagiert wie gewünscht“, berich­tet Moballegh.

Wissenschaft und Spaß verbunden

In den ver­gan­ge­nen drei Jahren hat sich gerade bei den lau­fen­den Huma­no­iden eini­ges getan. Beson­ders wich­tig war die Ent­wick­lung des „pas­sive dyna­mic wal­king“. Dabei wird nicht jedes Gelenk plan­mä­ßig gesteu­ert, son­dern die Schritte werden in der Bewe­gung dyna­misch ent­wi­ckelt. Dies ist dem mensch­li­chen Lauf­ver­hal­ten viel ähn­li­cher. Die FIRA ent­wi­ckelt neben den Tur­nie­ren immer wieder neue Her­aus­for­de­run­gen, für die Men­schen hinter den Robo­tern. Dabei soll bei­spiels­weise ein Robo­ter einen Ein­wurf von außer­halb des Spiel­fel­des machen oder einen Zwei­er­pass mit Hin­der­nis­sen spielen.

Gretta Hohl arbei­tet seit zwei­ein­halb Jahren beim FUm­a­no­ids-Pro­jekt mit und hat sich in ihrer Diplom­ar­beit mit der Künst­li­chen Intel­li­genz bzw. Pla­nung der Aktio­nen von Robo­tern beschäf­tigt. „Robo­ter­fuß­ball ist zwar lustig, aber kei­nes­falls bloße Spie­le­rei“, sagt sie, „die ein­zel­nen Algo­rith­men können dann extra­hiert werden. Bei­spiels­weise könnte die Vision-Kom­po­nente, mit der die Robo­ter den Fuß­ball erken­nen, eine Anwen­dung in der Indus­trie finden, um Objekte in Video­auf­nah­men zu iden­ti­fi­zie­ren. In dieser Ver­bin­dung macht For­schen Spaß, und die Leute sind schnell motiviert.“

Ein Fern­ziel haben die Robo­ter-Fuß­ball-Fans auch schon: 2050 soll das erste Huma­no­iden-Team gegen den dann amtie­ren­den Fuß­ball-Welt­meis­ter antre­ten. Mobal­legh und Hohl sind opti­mis­tisch: „Wenn die Ent­wick­lung so wei­ter­geht wie bisher, gibt es Hoff­nung, dass die Robo­ter die Men­schen 2050 schlagen!“

FUm­a­no­ids

Das Team der FUm­a­no­ids sucht noch Ver­stär­kung, beson­ders durch Stu­die­rende der Fächer Maschi­nen­bau und Elek­tro­tech­nik. Inter­es­sierte können sich an mobalegh@​gmail.​com wenden. Gerne geht das Team auch Koope­ra­tio­nen ein und ist stän­dig auf der Suche nach neuen Spon­so­ren. Wei­tere Infor­ma­tio­nen über die FUm­a­no­ids können unter www.fumanoids.de gefun­den werden.