Sport frei

In einem gesun­den Körper wohnt auch ein gesun­der Geist. Sport gönnt dem Kopf ein paar wohl­ver­diente Pausen.

Marie (22) stu­diert in Berlin. Sie hat einen großen Schwei­ne­hund. Der hält sie von jeder unnö­ti­gen Bewe­gung fern. Weil Marie aber für die Biki­ni­sai­son einen attrak­ti­ven, schö­nen Körper haben möchte, hat sie sich nun doch vor­ge­nom­men, Sport zu trei­ben. Als Stu­den­tin kann sie aus einem großen Ange­bot wählen, denn die Uni­ver­si­tä­ten bieten alles an, was das Sport­ler­herz begehrt: Klet­tern, Yoga, Rudern, Bas­ket­ball, Roll­schuh­lau­fen, Bal­lett, Boxen, Fech­ten, Segeln, Ski­fah­ren, Afri­ka­ni­scher Tanz, Zir­kel­trai­ning, Vol­ley­ball, Fuß­ball, Medi­ta­tion und noch unge­fähr vier­mal so viel.

Also sucht sich Marie einen Kurs aus: Jazz­dance. Sie nimmt eine Kom­mi­li­to­nin mit. Dann können sie auf dem Weg zur Turn­halle plau­dern, denn die Turn­halle liegt weit weg von jeg­li­cher Zivi­li­sa­tion am Fischer-Hütten-Weg. Der Kurs ist eine reine Frau­en­sa­che. Ange­lei­tet von einer jungen Tän­ze­rin, ver­su­chen fünf bis zehn Stu­den­tin­nen, den rich­ti­gen Swing zu finden. Der Kurs lief anfangs Gefahr aus­zu­fal­len, weil es nicht genü­gend Teil­neh­me­rin­nen gab. So müssen alle ver­spre­chen: Wir blei­ben. Und dann findet der Kurs statt. Marie schwänzt einmal, kommt drei­mal zu spät und hat an diesem Kurs viel Spaß. Sie bekommt keinen straf­fen Bauch, aber hat sich bewegt und dabei Spaß gehabt.

Sit­zen­blei­ber

Paul (21) stu­diert in Berlin. Paul will eigent­lich Sport trei­ben, doch er hat nie die Zeit dazu. Für sein Stu­dium muss er sehr viel arbei­ten, außer­dem jobbt er neben­bei in einer Bar mit rocki­ger Musik. Seine Freun­din Susi macht Yoga. Susi findet, dass Paul auch Yoga machen sollte, denn Susi glaubt, dass Yoga sie aus ihrem Alltag raus­holt. Paul solle es doch ein­fach mal ver­su­chen, dann würde er sehen, dass er durch Yoga viel aus­ge­gli­che­ner sein könnte. Also sagt Paul: „Okay”, obwohl er keine Lust hat. So meldet sich Paul über das Inter­net bei einem Yoga-Kurs an. Per Last­schrift­ver­fah­ren bezahlt er 20 Euro für einen Kurs. Paul kommt beim ersten Mal zehn Minu­ten zu spät am Yoga-Studio an. Er klin­gelt. Fünf­mal. Dann fährt er wieder nach Hause. In der nächs­ten Woche muss Paul in seiner Bar arbei­ten. Er wollte nicht bitten, frei­zu­be­kom­men. Paul war nicht einmal beim Yoga.

Aus­ge­schla­fene

Die TU hat seit 1921 ein Sport­pro­gramm, am Anfang hat das Sport­amt der Tech­ni­schen Hoch­schule Rudern ange­bo­ten. Ab 1966 hat dann das Insti­tut für Lei­bes­er­zie­hung für etwas Stu­den­ten­be­we­gung gesorgt. 1972 wurde die Zen­tral­ein­rich­tung Hoch­schul­sport gegrün­det. Seit 2002 ist sie nicht nur für eine rein aka­de­mi­sche Ziel­gruppe, son­dern auch für Externe offen. Der Ein­fach­heit halber wird der zustän­dige Bereich heut­zu­tage TU Sport genannt.

Ins­ge­samt wurden im ver­gan­ge­nen Win­ter­se­mes­ter 21.000 Buchun­gen vor­ge­nom­men, 13.000 davon waren stu­den­ti­sche. „Davon haben 4.500 bis 5.500 Stu­die­rende je einen Kurs gewählt”, weiß Eduard Neu­berg-Wink­ler vom TU Sport. Doch es gibt auch mal einen Stu­den­ten, der 19 Kurse in einem Semes­ter bucht – ob er die Kurse auch tat­säch­lich alle besucht, ist nicht klar, denn bezahlt wird im Voraus.

Einen Trend erkennt Neu­berg-Wink­ler nicht, aber Gesund­heits­an­ge­bote kämen zur­zeit sehr gut an. „Doch auch Tanz, Was­ser­sport und Ball­spiele blei­ben sehr beliebt.” Allein im Fit­ness­stu­dio der TU waren im Wintersemes­ter 200910 etwa 1.600 Sport­am­bi­tio­nierte ein­ge­schrie­ben. Ver­ges­sen da nicht einige Stu­die­rende vor lauter Sport das Stu­dium? „Nein, ganz im Gegen­teil”, weiß Neu­berg-Wink­ler, „wer gut stu­die­ren will, ist gut bera­ten, einen kör­per­li­chen Aus­gleich zu haben.”