Interview: Die Gesundmacher
Vor dem Sprung in die Praxis müssen angehende Mediziner eine Vielzahl an Hürden nehmen und ihr Studium realistisch planen.

Catharina Busch aus der Lutherstadt-Wittenberg studiert im 9. Fachsemester Medizin an der Charité. Ihre Kommilitonen und sie werden in einigen Jahren praktizieren und sich im deutschen Gesundheitssystem zurechtfinden müssen.
Warum hast du dir gerade Berlin als Studienort ausgewählt?
Catharina Busch:
Berlin war ein guter Kompromiss zwischen Heimatnähe und dem Studium an einem international anerkannten Universitätsklinikum. Außerdem sind viele meiner Freunde in die Stadt gezogen.
Gab es für dich Alternativen zu einem Medizinstudium? Oder war das schon immer DI E eine Studienrichtung?
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und hatte zunächst geplant, Tiermedizin zu studieren. In den letzten Jahren der Schulzeit hat sich das dann zur Humanmedizin gewandelt. Davon bin ich nicht mehr abgewichen.
Welche Gründe hattest du für deinen Studienwunsch?
Diese „Klassikerfrage“ lässt sich schwer in wenigen Sätzen beantworten. An sich möchte ich Menschen helfen. Außerdem handelt es sich bei der Medizin um ein sehr vielfältiges Fach. Das Studium wird mir viele Türen öffnen, und ich werde verschiedenste Möglichkeiten haben. Dabei handelt es sich nicht nur um die Arbeit als klinisch tätiger Arzt in den verschiedensten Fachrichtungen, sondern auch die Arbeit in der Wirtschaft oder als Wissenschaftler in der Forschung oder der Pharmaindustrie. Da das Studienfach nicht so sehr festgelegt ist, habe ich noch viel Zeit mich zu spezialisieren. Das hat mich daran gereizt.
Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren?
Auf eine genaue Fachrichtung habe ich mich bisher noch nicht festgelegt. In den letzten Studienjahren möchte ich mich nochmal von den verschiedenen Fächern inspirieren lassen. Ich könnte mir gut vorstellen, nach meinem Studium am Universitätsklinikum zu bleiben sowie längerfristig in die Forschung zu gehen.
Glaubst du, dass sich die Berliner Medizinstudenten noch durch etwas anderes als ihren speziellen grün-blauen Studentenausweis und dem besonderen Bewerbungsverfahren (ZVS) von den restlichen Studenten unterscheiden?
Nein, das denke ich nicht. Ich glaube, dass jede Fakultät an sich sowieso separiert von den anderen ist. Alle machen auch ihr Ding. Die Medizinstudenten sind da keine Ausnahme.
Hat das Medizinstudium irgendwelche Lebensveränderungen in Bezug auf deine Gesundheit für dich mit sich gebracht?
Nein. Im Zuge des Studiums wird jeder erwachsen und verhält sich reifer und verantwortungsbewusster. Das betrifft auch die eigene Gesundheit. Ich glaube nicht, dass ich mich anders ernähren oder verhalten würde, wenn ich etwas anderes studieren würde.
Hast auch du, wie beinahe alle Studentinnen, eine ungesunde Macke?
Ich weiß nicht, zumindest fällt mir auf die Schnelle keine ein. Ich rauche nicht und trinke selten Alkohol. Außerdem treibe ich regelmäßig Sport. Vielleicht sollte ich ab und zu mehr schlafen.
Hast du einen wichtigen Medizinertipp für ein krankheitsfreies Studentenleben?
Der Studienstress hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Den Stress zu vermeiden und ihn sich bewusster zu machen, außerdem häufiger Ruhephasen einzuplanen, wird zu einem gesunderen Leben führen. Lebt man im Stress, werden bestimmte Botenstoffe ausgesandt, die das Immunsystem negativ beeinflussen und es blockieren. Krankheitserreger haben so schneller eine Chance.
Gibt es für den gestressten Medizinstudenten, der in dieser Form in aller Munde ist, überhaupt ein Leben außerhalb der Universität?
Das ist sehr typabhängig. Wer sich viel Stress macht und mit seiner eigenen Organisation hinterherhinkt, wird weniger Zeit für die eigene Freizeit haben. Außerdem ist es sehr abhängig von der Phase des Studiums. Während des ersten Staatsexamens ist jeder sehr gestresst und verbringt jede freie Minute mit dem Lernen. Als zielstrebiger und gut organisierter Mensch kann man aber auch als Medizinstudent ein normales Freizeitleben haben.
Wird man als Medizinstudent aus deiner Sicht ausreichend auf den späteren Beruf vorbereitet? Glaubst du, dass du dich imstande fühlen wirst, diagnostizieren und behandeln zu können?
Auch das ist individuell abhängig. Das Studium allein bereitet nicht darauf vor, es ist zu theoretisch. Auf den späteren Klinikalltag wird man eher in den Famulaturen (Praktika), die wir in den Semesterferien absolvieren müssen, vorbereitet. Hierbei arbeitet man zusammen mit den Ärzten in der Klinik oder ambulanten Praxen, erlebt dadurch den späteren Alltag hautnah und erlernt vor allem praktische Fertigkeiten.
Hast du etwas an der Art der Ausbildung an der Charité zu bemängeln?
Momentan ist das Studium besonders für die Dozenten, und damit zwangsläufig auch für die Studenten, durch die drei vorherrschenden Medizinstudiengänge recht unübersichtlich. Regel‑, Reform- und Modellstudiengang unterscheiden sich durch ihren Praxisbezug. Das wird aber nicht längerfristig so bleiben. Persönlich finde ich, dass man als Medizinstudent zu weit fahren muss, die meiste Zeit der Woche sitze ich nämlich in der S‑Bahn, um zwischen den drei Campus zu pendeln. Ansonsten ist es ein sehr gutes Studium, das wir genießen.
Glaubst du, in der Zukunft einen Platz im deutschen Gesundheitswesen finden zu können? Oder wird es dich, wie so viele Mediziner derzeit, ins Ausland ziehen?
Langfristig sehe ich mich auf jeden Fall in Deutschland, weil mich hier zu viel hält. Ich könnte mir vorstellen, einen Teil meiner Assistenzarztzeit im Ausland zu verbringen. Auch unter meinen Kommilitonen ist die langfristige Übersiedlung ins Ausland aus beruflichen Gründen zumindest im Moment noch kein Thema.
Hast du einen guten Ratschlag für alle Neu-MedizinstudentInnen?
Ihr solltet Durchhaltevermögen haben und euch von den Anforderungen des Medizinstudiums nicht einschüchtern lassen. Geht mit Selbstbewusstsein an das Studium heran!