Interview: Die Gesundmacher

Vor dem Sprung in die Praxis müssen ange­hende Medi­zi­ner eine Viel­zahl an Hürden nehmen und ihr Stu­dium rea­lis­tisch planen.

Catharina Busch (22) hat vor Kurzem ihre Promotion mit magna cum laude abgeschlossen (Foto: privat).

Catha­rina Busch aus der Luther­stadt-Wit­ten­berg stu­diert im 9. Fach­se­mes­ter Medi­zin an der Cha­rité. Ihre Kom­mi­li­to­nen und sie werden in eini­gen Jahren prak­ti­zie­ren und sich im deut­schen Gesund­heits­sys­tem zurecht­fin­den müssen.

 

Warum hast du dir gerade Berlin als Studienort ausgewählt?
Catharina Busch:

Berlin war ein guter Kom­pro­miss zwi­schen Hei­mat­nähe und dem Stu­dium an einem inter­na­tio­nal aner­kann­ten Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum. Außer­dem sind viele meiner Freunde in die Stadt gezogen.

 

Gab es für dich Alternativen zu einem Medizinstudium? Oder war das schon immer DI E eine Studienrichtung?

Ich bin auf dem Land auf­ge­wach­sen und hatte zunächst geplant, Tier­me­di­zin zu stu­die­ren. In den letz­ten Jahren der Schul­zeit hat sich das dann zur Human­me­di­zin gewan­delt. Davon bin ich nicht mehr abgewichen.

 

Welche Gründe hattest du für deinen Studienwunsch?

Diese „Klas­sik­erfrage“ lässt sich schwer in weni­gen Sätzen beant­wor­ten. An sich möchte ich Men­schen helfen. Außer­dem han­delt es sich bei der Medi­zin um ein sehr viel­fäl­ti­ges Fach. Das Stu­dium wird mir viele Türen öffnen, und ich werde ver­schie­denste Mög­lich­kei­ten haben. Dabei han­delt es sich nicht nur um die Arbeit als kli­nisch täti­ger Arzt in den ver­schie­dens­ten Fach­rich­tun­gen, son­dern auch die Arbeit in der Wirt­schaft oder als Wis­sen­schaft­ler in der For­schung oder der Phar­ma­in­dus­trie. Da das Stu­di­en­fach nicht so sehr fest­ge­legt ist, habe ich noch viel Zeit mich zu spe­zia­li­sie­ren. Das hat mich daran gereizt.

 

Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren?

Auf eine genaue Fach­rich­tung habe ich mich bisher noch nicht fest­ge­legt. In den letz­ten Stu­di­en­jah­ren möchte ich mich noch­mal von den ver­schie­de­nen Fächern inspi­rie­ren lassen. Ich könnte mir gut vor­stel­len, nach meinem Stu­dium am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum zu blei­ben sowie län­ger­fris­tig in die For­schung zu gehen.

 

Glaubst du, dass sich die Berliner Medizinstudenten noch durch etwas anderes als ihren speziellen grün-blauen Studentenausweis und dem besonderen Bewerbungsverfahren (ZVS) von den restlichen Studenten unterscheiden?

Nein, das denke ich nicht. Ich glaube, dass jede Fakul­tät an sich sowieso sepa­riert von den ande­ren ist. Alle machen auch ihr Ding. Die Medi­zin­stu­den­ten sind da keine Ausnahme.

 

Hat das Medizinstudium irgendwelche Lebensveränderungen in Bezug auf deine Gesundheit für dich mit sich gebracht?

Nein. Im Zuge des Stu­di­ums wird jeder erwach­sen und ver­hält sich reifer und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter. Das betrifft auch die eigene Gesund­heit. Ich glaube nicht, dass ich mich anders ernäh­ren oder ver­hal­ten würde, wenn ich etwas ande­res stu­die­ren würde.

 

Hast auch du, wie beinahe alle Studentinnen, eine ungesunde Macke?

Ich weiß nicht, zumin­dest fällt mir auf die Schnelle keine ein. Ich rauche nicht und trinke selten Alko­hol. Außer­dem treibe ich regel­mä­ßig Sport. Viel­leicht sollte ich ab und zu mehr schlafen.

 

Hast du einen wichtigen Medizinertipp für ein krankheitsfreies Studentenleben?

Der Stu­di­en­st­ress hat einen großen Ein­fluss auf unsere Gesund­heit. Den Stress zu ver­mei­den und ihn sich bewuss­ter zu machen, außer­dem häu­fi­ger Ruhe­pha­sen ein­zu­pla­nen, wird zu einem gesun­de­ren Leben führen. Lebt man im Stress, werden bestimmte Boten­stoffe aus­ge­sandt, die das Immun­sys­tem nega­tiv beein­flus­sen und es blo­ckie­ren. Krank­heits­er­re­ger haben so schnel­ler eine Chance.

 

Gibt es für den gestressten Medizinstudenten, der in dieser Form in aller Munde ist, überhaupt ein Leben außerhalb der Universität?

Das ist sehr typ­ab­hän­gig. Wer sich viel Stress macht und mit seiner eige­nen Orga­ni­sa­tion hin­ter­her­hinkt, wird weni­ger Zeit für die eigene Frei­zeit haben. Außer­dem ist es sehr abhän­gig von der Phase des Stu­di­ums. Wäh­rend des ersten Staats­examens ist jeder sehr gestresst und ver­bringt jede freie Minute mit dem Lernen. Als ziel­stre­bi­ger und gut orga­ni­sier­ter Mensch kann man aber auch als Medi­zin­stu­dent ein nor­ma­les Frei­zeit­le­ben haben.

 

Wird man als Medizinstudent aus deiner Sicht ausreichend auf den späteren Beruf vorbereitet? Glaubst du, dass du dich imstande fühlen wirst, diagnostizieren und behandeln zu können?

Auch das ist indi­vi­du­ell abhän­gig. Das Stu­dium allein berei­tet nicht darauf vor, es ist zu theo­re­tisch. Auf den spä­te­ren Kli­nik­all­tag wird man eher in den Famu­la­tu­ren (Prak­tika), die wir in den Semes­ter­fe­rien absol­vie­ren müssen, vor­be­rei­tet. Hier­bei arbei­tet man zusam­men mit den Ärzten in der Klinik oder ambu­lan­ten Praxen, erlebt dadurch den spä­te­ren Alltag haut­nah und erlernt vor allem prak­ti­sche Fertigkeiten.

 

Hast du etwas an der Art der Ausbildung an der Charité zu bemängeln?

Momen­tan ist das Stu­dium beson­ders für die Dozen­ten, und damit zwangs­läu­fig auch für die Stu­den­ten, durch die drei vor­herr­schen­den Medi­zin­stu­di­en­gänge recht unüber­sicht­lich. Regel‑, Reform- und Modell­stu­di­en­gang unter­schei­den sich durch ihren Pra­xis­be­zug. Das wird aber nicht län­ger­fris­tig so blei­ben. Per­sön­lich finde ich, dass man als Medi­zin­stu­dent zu weit fahren muss, die meiste Zeit der Woche sitze ich näm­lich in der S‑Bahn, um zwi­schen den drei Campus zu pen­deln. Ansons­ten ist es ein sehr gutes Stu­dium, das wir genießen.

 

Glaubst du, in der Zukunft einen Platz im deutschen Gesundheitswesen finden zu können? Oder wird es dich, wie so viele Mediziner derzeit, ins Ausland ziehen?

Lang­fris­tig sehe ich mich auf jeden Fall in Deutsch­land, weil mich hier zu viel hält. Ich könnte mir vor­stel­len, einen Teil meiner Assis­tenz­arzt­zeit im Aus­land zu ver­brin­gen. Auch unter meinen Kom­mi­li­to­nen ist die lang­fris­tige Über­sied­lung ins Aus­land aus beruf­li­chen Grün­den zumin­dest im Moment noch kein Thema.

 

Hast du einen guten Ratschlag für alle Neu-MedizinstudentInnen?

Ihr soll­tet Durch­hal­te­ver­mö­gen haben und euch von den Anfor­de­run­gen des Medi­zin­stu­di­ums nicht ein­schüch­tern lassen. Geht mit Selbst­be­wusst­sein an das Stu­dium heran!