Weltenpendlerin
Die TU-Studentin Laura Vargas Koch hat mit ihren 21 Jahren schon viel geschafft. Sie studiert und macht sportlich Karriere.
Ihr Bachelor ist so gut wie fertig – und das, obwohl sie einen großen Teil der Zeit nicht lernt, sondern Judo trainiert. Die Leistungssportlerin ist in ihrer Gewichtsklasse amtierende Deutsche Meisterin und Europameisterin der U23.
Dieses Jahr bist du deutsche Judomeisterin geworden. Wie bist du zum Judo gekommen?
Meine Freunde waren alle im Judoverein. Ich wollte gerne was mit ihnen zusammen machen.
Und dann bist du durchgestartet?
Nee, erst mal nicht. Die waren alle weiter als ich. Meine Freunde haben dann nach und nach aufgehört und der Abstand hat sich immer weiter verringert. Mein erstes inter- nationales Turnier, bei dem ich wirklich erfolgreich war, waren die German Open 2006 in der U17. Danach ging es los mit Nationalmannschaft und Trainingslager.
Trotzdem hast du dein Abitur gut abgeschlossen. Jetzt studierst du „Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft“. Warum hast du dich dafür entschieden?
Es ist ein Studiengang, der Grundlagen in Physik, Informatik und Mathematik vermittelt, und einen großen Wahlbereich besitzt. Ich hatte im Gymnasium die Leistungskurse Ma- the und Politik, wusste aber noch nicht genau, was ich machen wollte. Deswegen der Studiengang – weil ich dann noch nicht gleich festlegen musste, was ich später genau machen will.
Und bereust du deine Studienwahl?
Nein, ich habe schnell festgestellt, dass mir Mathematik wirklich Spaß macht, und im An- schluss werde ich einen Mathemaster machen.
Wie finanzierst du dein Studium?
Ich bekomme eine Grundförderung von der Sporthilfe. Normalerweise hätte ich zusätz- lich Anspruch auf ein Studienstipendium von der Sporthilfe, aber ich bekomme das Deutschlandstipendium und eine Doppelförderung schließt sich dabei aus.
Wird dein Status als Leistungssportlerin in der Universität berücksichtigt?
Manchmal muss ich Klausuren verschieben, weil ich wegen des Sports nicht da bin. Die Professoren sind aber verständnisvoll. Bei der Studienförderung darf die Regelstudienzeit eines Geförderten anderthalb Mal so lang wie bei einem normalen Studenten sein.
Gibt es denn viele Neider unter deinen Mitmenschen?
In der Schulzeit schon, aber jetzt in der Uni nicht mehr wirklich. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, kennen mich. Sie wissen, dass mir das Spaß macht und ich gerne helfe.
Wie haben deine Kommilitonen von deiner Sportlerkarriere erfahren?
Im Studium muss man oft Hausaufgaben in Gruppen machen. Da bekommt man das schnell mit, wenn man nach einem Termin sucht und ich dann sagen muss, da kann ich nicht, da habe ich Training.
Wie oft hast du Training und wie machst du das neben dem Studium?
Ich trainiere von Montag bis Freitag immer morgens und abends und am Wochenende jeweils einmal pro Tag. Wenn ich um 10 Uhr Vorlesung habe, trainiere ich morgens von 8 bis 9:30 Uhr. Abends trainiere ich immer von 18:30 bis 20:30 Uhr.
Abends bist du bestimmt immer platt. Wann lernst du dann?
Ich lerne viel in den öffentlichen Verkehrsmitteln, weil ich zum Training fast eine Stunde unterwegs bin. Aber ich kann auch nach dem Training noch lernen.
Gehst du am Wochenende auch gerne feiern?
Ja, wir gehen freitags nach dem Training ab und zu mal was trinken, am Wochenende bin ich dann meist auf Wettkämpfen. Wenn ich in Berlin bin, gehe ich manchmal in einen Club, aber meistens gehen die Leute so spät los, dass meine Motivation sinkt.
Wie ist es auf den Wettkämpfen? Wird da auch gefeiert?
Ja, wenn wir auf Turnieren sind, gibt es im Anschluss meistens eine Party, wie die After-World-Cup-Party. Die fangen dann auch schon um 10 Uhr an.
War die Universiade in Shenzhen 2011 dabei etwas besonderes? Schließlich waren alle Sportler Studenten?
Ja, das war sehr schön. Wir haben uns das Land angesehen und viele Sportler kennen- gelernt. Es war eine große Veranstaltung, die wie die olympischen Spiele organisiert war, mit Eröffnungsfeier und einem olympischen Dorf. Das war auch das erste Mal, dass ich Interviews gegeben habe, nachdem ich die Silbermedaille gewonnen habe.
Sind die Olympischen Spiele ein Ziel für dich?
Auf jeden Fall. Für 2012 ist die Qualifikation zwar vorbei, ich fahre aber als Trainings- partnerin mit nach London. Mein Ziel sind dann die Spiele 2016 in Rio.
Interview: Bettina Jungwirth, Jan Lindenau