Edle Weißheit

Zu Zeiten der Kolo­nia­li­sie­rung galt dunkle Haut

als unter­le­gen. Sie wurde als Zei­chen für die

Ver­rich­tung schwe­rer kör­per­li­cher Arbeit im

Freien unter direk­ter Son­nen­ein­strah­lung interpretiert,

bei­spiels­weise bei der Arbeit auf dem

Feld.

Im Umkehr­schluss deu­tete weiße Haut auf

Reich­tum und intel­lek­tu­el­len Zeit­ver­treib hin

und wurde von der Aris­to­kra­tie kul­ti­viert. In Afrika sind Albi­nos zu gesell­schaft­li­chem Außen­sei­ter­da­sein ver­dammt. Fallen sie in Europa kaum auf, haben die Betrof­fe­nen in iher Heimat oft mit Vor­ur­tei­len wie Ste­ri­li­tät und ver­meint­lich auf­er­leg­ten Flü­chen durch dunkle Mächte zu kämp­fen. In asia­ti­schen Natio­nen ist weiße Haut als Schön­heits­ideal unge­bro­chen. In Japan schmink­ten sich die jungen Geisha mit der weißen Paste Shiroi, um mit ihrer Schön­heit Auf­merk­sam­keit zu erzeugen. 

Ein chi­ne­si­sches Sprich­wort sagt: Weiße Haut über­deckt drei Makel im Gesicht.” Im urba­nen China nährt die Suche nach einem Eli­xier für voll­kom­mene Weiß­heit der Haut eine ganze Indus­trie. Whitening Cremes, Rei­ni­gungs­wäs­ser und Son­nen­schutz­cremes mit Licht­schutz­fak­tor 50 sind Ver­kaufs­ren­ner; deren Inhalts­stoffe ver­spre­chen die ver­zö­gerte Bil­dung von Mela­nin, also dunk­ler Farb­pig­mente. Junge Chi­ne­sin­nen erhof­fen sich durch makel­los weiße Haut Erfolg im Beruf und beim ande­ren Geschlecht. Die Kos­me­tik­in­dus­trie heizt die Sehn­sucht mit Wer­be­i­ko­nen wie Clau­dia Schif­fer zusätz­lich an.