So sieht’s aus

Rot, Grün und Blau zu unter­schei­den, stellt für

den Nor­mal­se­hen­den kein Pro­blem dar, doch gibt

es eine nicht zu unter­schät­zende Zahl an Menschen,

die an Far­ben­fehl­sich­tig­keit oder Farbenblindheit

leidet. Ent­ge­gen der land­läufi gen Verwendung

des Begriff s ?Far­ben­blind­heit? ist damit

keine Rot-Grün-Seh­schwä­che gemeint, sondern

die völ­lige Abwe­sen­heit von Farben.

Auf der mensch­li­chen Netz­haut gibt es zwei Arten licht­emp­find­li­cher Rezep­to­ren: Die Stäb­chen sind für Licht­wahr­neh­mung zustän­dig, die Zapfen ermög­li­chen es, Farben zu unter­schei­den. Letz­tere gibt es beim Men­schen in drei ver­schie­de­nen Arten. Diese sind zustän­dig für jeweils Blau, Rot oder Grün. Daraus lassen sich die häu­figs­ten Krank­hei­ten ablei­ten: Achro­mat­op­sie (Far­ben­blind­heit), Prot­an­opie (Rot­blind­heit), Deu­ter­an­opie (Grün­blind­heit), Tri­t­an­opie (Blau­blind­heit) und die Rot-Grün-Sehschwäche.

Völlig farb­los
Ohne Rot, Grün und Blau sieht die Welt nur grau aus. Far­ben­blind­heit ist aber nicht so farb­los wie ver­mu­tet. Foto: Albrecht Noack

Die totale Far­ben­blind­heit bedeu­tet tat­säch­lich das, was sie sagt: Es können keine Farben unter­schie­den werden, die Welt besteht aus Grau­tö­nen. Der Grund liegt in einer Fehl­funk­tion der Zapfen. Diese arbei­ten nicht, obwohl sie vor­han­den sind. Achro­mat­op­sie wird ver­erbt, ist aber äußerst selten. Nur etwa einer von 100.000 Men­schen ist betrof­fen. Als ob die eigent­li­che Krank­heit nicht genug wäre, leiden Far­ben­blinde zudem unter ande­rem an einer Über­emp­find­lich­keit für Licht.

Rot‑, Grün- und Blau­blind­heit sind rela­tiv ähn­lich. Bei Rot- und Grün­blind­heit lässt sich die jeweils andere Farbe nicht erken­nen, da die Zapfen, die für Rot zustän­dig sind, die Seh­pig­mente für Grün ent­hal­ten und somit auch Grün wahr­neh­men oder umge­kehrt. Bei der Blau­blind­heit fehlen diese Zapfen kom­plett, so dass man in allen drei Fällen davon spre­chen kann, dass tat­säch­lich nur zwei Arten von Zapfen existieren.

Doppel‑X im Vorteil

Wie auch die Far­ben­blind­heit ist eine Rot-Grün-Seh­schwä­che stets ange­bo­ren. Sie tritt auf, wenn der bei der Rot- oder Grün­blind­heit beschrie­bene Pro­zess nicht abso­lut, son­dern nur teil­weise statt­fin­det und Seh­pig­mente für Rot oder Grün noch vor­han­den sind. Männer sind hier weit­aus gefähr­de­ter als Frauen, da der Defekt auf dem X‑Chromosom liegt. Da es bei Frauen zwei X‑Chromosomen gibt, ist ein gesun­des fähig, die Krank­heit zu über­la­gern, sodass sie nicht in Erschei­nung tritt.

Einige Berufe dürfen von Farb­fehl­sich­ti­gen nicht aus­ge­übt werden, doch die Betrof­fe­nen emp­fin­den diese Seh­schwä­che selten als große Ein­schrän­kung. Außer­dem haben sie einen Vor­teil: Da es wahr­schein­lich ist, dass sie weni­ger Zapfen besit­zen, ver­fü­gen Farb­fehl­sich­tige ver­mut­lich über mehr Stäb­chen und können sich daher besser in der Dun­kel­heit zurecht­fin­den als jene, die normal sehen.

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