Blick nach Norden
An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee passiert etwas. Mit neuer Rektorin und kreativen Studenten blickt die Schule mit Geschichte nach vorn.
Geschichte
Der Campus hat Tradition. Bereits seit den 1960er Jahren hat die KH Berlin in der Bühringstraße, im Berliner Ortsteil Weißensee, der „Filmstadt”, ihren Sitz. Davor war das Gebäude eine Schokoladenfabrik, die nach den Bedürfnissen einer Schule umgebaut wurde. Benutzt wurden zum Bauen recycelte Trümmerziegelsteine, ein Relikt der Zeit. Die Reliefs mit der Darstellung der Fachrichtungen und der Fries wurden von den Künstlern Jürgen von Woyski, damals bereits Absolvent der KH Berlin, und Toni Mau angefertigt. Große Teile des Baukomplexes sind denkmalgeschützt.
Zusammen lernen
Das Besondere an der KH Berlin ist, dass alle Studenten ein einjähriges, fachübergreifendes künstlerisches Grundlagenstudium gemeinsam absolvieren, Werkstätten und Studios sind fachübergreifend verfügbar. Im ganzen Studium wird auf eine Wechselwirkung zwischen Grundlagen- und Projektarbeit gezielt. Außerdem soll der produktive Umgang mit den neuesten Technologien und Kommunikationsmedien mit einbezogen werden.
Studiengänge
Darauf ist auch das Studienangebot abgestimmt. Die KH Berlin bietet die Design-Studiengänge Mode-Design, Textil-/Flächen-Design, Produkt-Design sowie Visuelle Kommunikation und den Studiengang Freie Kunst mit den Studienrichtungen Bildhauerei, Bühnen- und Kostümbild sowie Malerei. Außerdem die postgradualen, gebührenpflichtigen Studiengänge Kunsttherapie und Raumstrategien mit dem Abschluss Master of Arts. Alle Studiengänge benötigen eine künstlerische Zugangsprüfung.
Förderpreis für junge Buchgestalter
Felix Stumpf, Student im Masterstudiengang Raumstrategien, hat die Zugangsprüfung bestanden. Er erhielt im Januar 2011 den Förderpreis für junge Buchgestalter der „Stiftung Buchkunst” für sein Buch „Hans Joachim Reuter, Leuchtende Bilder”. Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Typografen Peter Brugger. Reuter (1923–2003) war als Endoskopiker in den 1960er Jahren ein Wegbereiter neuer bildgebender Techniken in der Endofotografie, in den 1970er Jahren entwickelte er sich mit seinen nuklearmedizinischen Bildkompositionen zu einem Pionier der Science Art. Das Buch ist eine erste Dokumentation und Einordnung dieser Bilder aus dem Blickwinkel der Bildwissenschaften im Kontext der Medizin- und Technikgeschichte.
Nicht dieses Buch, dafür andere Arbeiten von Studenten der KH Berlin konnte man in der Veranstaltung „Gratis” anschauen, bei der Studierende im Januar 2011fünf Tage lang eigene Arbeiten anboten. Über 300 Besucher kamen dafür nach Weißensee in die Kunsthalle am Hamburger Platz, die als Schnittstelle zwischen Hochschule und Praxis dienen soll.
Nun wurde von der Kunsthalle auch ein Preis ausgelobt. Die Preisträger dürfen dann die leere Kunsthalle für drei Tage zur Entwicklung einer Arbeit nutzen. Weitere Infos und Termine:
http://kunsthallehamburgerplatz.wordpress.com/
Kunsthochschule Weißensee
[Geschichte] Die Schule wurde 1946 als „Kunstschule des Nordens” gegründet, kurz darauf wurde sie als staatliche Kunsthochschule anerkannt und in „Hochschule für Angewandte Kunst” umbenannt.
Die KH Berlin steht für eine Hochschulidee, die aus den Erfahrungen des Bauhauses hervorgegangen und weiterentwickelt worden war. 1950 wurde Mart Stam Rektor der Kunsthochschule und führte das fächerübergreifende Grundlagenstudium ein. Er ist Namensgeber der Mart Stam Gesellschaft, dem Förderverein der KH Berlin. Mit dem seit 1997 jährlich vergebenen Mart-Stam-Förderpreis wurden bisher etwa 80 Absolventen der Kunsthochschule unterstützt. Seit 1993 nennt sich die Hochschule „Kunsthochschule Berlin-Weißensee”.