Stars auf märkischem Sand

Zwei Fes­ti­vals in Berlin und Bran­den­burg heben sich in diesem Sommer mit alter­na­ti­vem Flair von über­füll­ten Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen ab. 

Der Open-Air-Sommer, die Berlin Music Week und die Haupt­zeit für Kon­zerte stehen un- mit­tel­bar bevor. Diesen Sommer wird das Pro­gramm noch inten­si­ver als in den letz­ten Jahren. Zwar gibt es einen Musik­som­mer als sol­ches in Berlin gar nicht, alles split­tet sich auf in viele ein­zelne Events und mehr oder weni­ger große Ver­an­stal­tungs­rei­hen: Von den „nor­ma­len“ Kon­zer­ten und Ver­an­stal­tun­gen, die in Berlin tag­täg­lich statt­fin­den über das Musik­fest Berlin, das tra­di­tio­nelle Klas­sik-Open-Air-Fes­ti­val auf dem Gen­dar­men­markt, die IFA, die Berlin Music Week mit der Pop­komm und dem Berlin Fes­ti­val, das Fes­ti­val „Die neuen Deutsch Poeten“, Stefan Raabs Bun­des­vi­sion Song Con­test bis hin zum neuen Green­ville Festival.

Greenville Festival in Brandenburg

Neu dabei ist das Green­ville-Fes­ti­val, das erst­mals im mär­ki­schen Sand statt­fin­det, genauer in Paaren im Glien bei Berlin. Vom 27. bis zum 30. 7.werden hier nam­hafte Künst­ler auf drei Bühnen die bran­den­bur­gi­sche Heide rocken: Von The Roots auf ihrem ein­zi­gen Europa-Gig über Iggy & The Stoo­ges und The Fla­ming Lips bis zu Gogol Bor­dello und Kett­car. Auch der Bloo­d­ho­un­der Evil Jared ist mit einem eige­nen DJ-Set am Start. Das Fes­ti­val nimmt für sich außer­dem einen beson­de­ren Geist in Anspruch. Die Schlag­worte lauten: nach­hal­tig, pan­eu­ro­pä­isch, bewusst, anders. Die Macher erklä­ren das Fes­ti­val genauer: „Unser Ziel ist nicht die Eta­blie­rung eines klas­si­schen Fes­ti­vals. Viel­mehr erwar­ten wir von Green­ville die sinn­volle Ver­knüp­fung von Kunst und Kultur im urba­nen Kon­text.“ Ein leiser Hauch von Wood­stock schwingt also mit. Der süße Wind des Anders­seins und der offen­sicht­lich bewuss­ten Abgren­zung gegen­über Mas­sen­ab­fer­ti­gun­gen à la Rock am Ring. Die Ver­an­stal­ter rech­nen mit 10.000 Besu­chern pro Tag. Das klingt nicht abge­ho­ben, ein Drei­ta­ges­ti­cket inklu­sive Cam­ping- und Park­platz ist schon ab 81 Euro zu haben. Das Green­ville könnte in der Tat der Beginn von etwas Großem sein. Für Berlin viel­leicht weni­ger, aber für Bran­den­burg alle­mal. Denn von „Rock in Caputh“ abge­se­hen, war es im Bran­den­bur­gi­schen bisher recht leise. In jedem Fall dürfen wir zu Recht gespannt sein.

Berlin Festival 2012

Dem Green­ville Music Fes­ti­val steht das Berlin-Fes­ti­val am Flug­ha­fen Tem­pel­hof gegen­über. Mitt­ler­weile zwar eta­bliert, gibt es sich nach wie vor betont alter­na­tiv und im Ver­gleich zu Fes­ti­vals im Bun­des­ge­biet ist es das auch. Preis­lich ist man hier ab 85 Euro für zwei Tage dabei und darf sich in diesem Jahr auf Acts wie Bona­parte, Digi­ta­lism, Franz Fer­di­nand und Paul Kalk­bren­ner freuen. An den offi­zi­el­len Open-Air-Mara­thon schließt sich erneut die Club-Xberg-Nacht an. Das Fes­ti­val geht dann in aus­ge­such­ten Clubs weiter, wenn es fürs Drau­ßen­ro­cken zu spät ist. Wie schon im letz­ten Jahr soll es einen Shut­tle­ser­vice geben, der das Fes­ti­val­ge­lände am Flug­ha­fen mit dem Indoor-Fes­ti­va­lareal des Clubs Xberg ver­bin­det. Das Berlin Fes­ti­val musste 2011 einen leich­ten Besu­cher­rück­gang ver­zeich­nen, wie es sich dieses Jahr schlägt, bleibt abzu­war­ten. Immer­hin gibt es mit dem Green­ville einen wei­te­ren Player auf dem Fes­ti­val-Feld in der Region. Damit hätten die Ber­li­ner zwei Fes­ti­vals mit coolem Line-up und über­zeu­gen­dem Kon­zept in der Nähe. Fast möchte man den Ver­an­stal­tern zuru­fen: Auf das der Bes­sere gewinne! Oder der Lautere.

Über Philipp Blanke (13 Artikel)
Er studiert ev. Theologie und Asien-/Afrikawissenschaften an der HU. Er ist unter mehr als 20.000 Studenten der Einzige mit dieser Fächerkombination. Orte seines Wirkens waren unter Anderem der Berliner Rundfunk 91!4, Uniradio Berlin/Brandenburg, Uniscene - Berlin, dpa und Bild.